Elende Viecherei oder: Das Krafttier
Ein echtes Tier?
Nein, keine Panik, du brauchst kein Haustier wenn du schamanisch arbeitest. Wobei das in manchen Fällen einen gewissen Reiz hätte, unter den Krafttieren finden sich auch Raubtiere, Dinosaurier oder gar Drachen und Einhörner.
Aber um echte Tiere im Sinne materiell-realer Lebewesen geht es dabei gar nicht.
Kurz gesagt ist ein Krafttier, auch Geist- oder Totemtier genannt, ein Geistwesen, das sich dir in Tiergestalt zeigt. Es ist so eine Art Wegbegleiter in der geistigen Welt. Allerdings nicht irgendeiner, sondern ein ganz besonderer. Da steckt viel mehr dahinter als es den Anschein hat.
Ursprung und Entstehung
Die Idee des Krafttiers lässt sich nicht auf eine bestimmte schamanische Tradition zurückführen. Schutz- oder Hilfsgeister, die in Gestalt von Lebewesen erscheinen, kennt man sowohl in den schamanischen Kulturen Sibiriens oder der Arktis als auch von den nord- und südamerikanischen Indianern oder den Traditionen Australiens.
Dass diese Helfer in Tiergestalt daherkommen liegt daran, dass viele Kulturen davon ausgehen, dass das Menschenreich aus dem Tierreich hervorgegangen ist. Somit sind die Tiere quasi die Vorgänger der Menschen und das spiegelt sich auch im Verständnis der geistigen Welt. Oft erscheinen auch Götter in Gestalte von Tieren oder Pflanzen.
Traditionelle Schamanen „verwandeln“ sich während ihrer Rituale oftmals in Tiere, ahmen ihre Verhaltensweisen nach und übernehmen so Teile ihrer Fähigkeiten, bzw. ihre Energie.
Traditionell werden diese Geistwesen um Hilfe gebeten oder sie werden im Sinne von Visionssuchen oder auch im Alltag um Rat gefragt. Es handelt sich bei ihnen um ganz persönliche Helfer (spiritus familiaris), im Gegensatz zu den eher göttlichen Wesen die von Schamanen allgemein angerufen werden.
Krafttiere sind sozusagen persönliche Helfer des Schamanen. Sie können als Verbindung zwischen den verschiedenen Ebenen der Anderswelt fungieren, sie können Antworten geben und Aufgaben ausführen. Sie sind Ratgeber, Beschützer, Freunde und manchmal auch Kritiker.
Schamanische Arbeit oder warum sonst?
Der Schamane bzw. der schamanisch Arbeitende hat sein Krafttier oder seine Krafttiere immer bei sich und kann sie wie ein Team aus Spezialisten einsetzen. Sie helfen ihm, sich in der geistigen Welt zurechtzufinden und Zusammenhänge zu verstehen. Sie schützen, leiten an, geben Rat.
Manche Schamanen, so auch ich, haben mehrere Krafttiere und dazu noch einige sog. Helfertiere die nur sporadisch erscheinen oder bestimmte Lebensphasen begleiten.
Aber du musst kein Schamane sein um ein Krafttier zu haben und den Kontakt zu nutzen. Jeder Mensch ist grundsätzlich in der Lage, sich mit der geistigen Welt zu verbinden und diesen Kontakt zu nutzen um sich zu entwickeln.
Und jeder Mensch hat auch mindestens ein Krafttier, neben verschiedenen anderen Geisthelfern. Also kannst du auch als interessierter Laie den Kontakt zu deinem Tiertotem herstellen und so vielleicht erste Erfahrungen auf der geistigen Ebene machen.
Welches Tier denn?
Welches Tier als dein Krafttier erscheint kann ganz unterschiedlich sein und seine „Stärke“ hängt nicht von seiner Erscheinungsform ab. So will natürlich jeder den starken Bären oder den coolen Wolf. Aber eine Maus, eine Kakerlake oder eine Fliege erfüllen den gleichen Zweck. Vielleicht sogar einen für dich besseren, denn die Erscheinungsform des Tieres hat für sich gesehen eine Botschaft.
Während für den Einen der Bär genau richtig ist, braucht der Andere vielleicht die Energie der Fliege oder des Delfins.
Oder die eines Fabelwesens, wie Einhorn oder Drache. Wobei die ja schon wieder sehr cool wären. Viel wichtiger als die Erscheinungsform ist der Kontakt zu deinem Krafttier oder zu deinen Krafttieren und wie stark du sie in deine tägliche Arbeit mit einbeziehst.
Speziell sehr kleine Tiere können weitreichende Bedeutungen haben, gerade, wenn sie in großen Gruppen leben. Die Ameise ist so ein Fall. Für sich gesehen ist sie eher klein und unscheinbar, aber wer schon einmal einen wirklich großen Ameisenhaufen gesehen hat, oder eine Straße Wanderameisen im Dschungel, der bekommt eine Ahnung von der immensen Kraft, die dieses Tier als Kraft- oder Helfertier entwickeln kann.
Das stärkste Krafttier nützt dir rein gar nichts, wenn du nicht mit ihm arbeitest. Wie diese Arbeit konkret aussieht, hängt von deiner persönlichen Arbeitsweise ab.
Ich hatte schon die ergiebigsten Kontakte zu meinen Krafttieren in den unmöglichsten Situationen. Da kann schonmal der Wolf auf dem Beifahrersitz hocken, während ich über die Autobahn brause. Oder das Bison stellt sich in den Weg, wenn ich im Begriff bin, etwas „dummes“ zu tun oder es steht hinter mir, wenn ich Schutz brauche.
Aber auch während meiner Arbeit mit Klienten sind sie fast immer mit dabei, finden Lösungen, erkennen Probleme oder stellen den Kontakt zu weiteren Helferwesen her, die ich gerade brauche.
Ich persönlich sehe sie dabei vor meinem inneren Auge und ich kann auch mit ihnen sprechen. Andere Menschen fühlen sie, wissen dass sie da sind, oder hören sie. Ich habe schon von Kollegen gehört, die während ihrer Arbeit zum Krafttier werden und die Welt aus deren Augen sehen.
Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, immer zu Beginn meiner Arbeit, wenn ich den heiligen Raum eröffne, auch meine Krafttiere explizit einzuladen. Ich finde das nur höflich, wenn ich schon mit ihnen arbeite. Deine Kollegen begrüßt du ja auch, wenn du ins Büro kommst.
Wie finde ich so ein Krafttier?
Es gibt mehrere Möglichkeiten, dein Krafttier zu finden. Der Klassiker ist die schamanische Reise, über die du auch den Kontakt herstellst. Es kann aber gut sein, dass es sich bei dir materiell zeigt. Hast du eine wirklich intensive Beziehung zu einem bestimmten Tier, könnte es auf geistiger Ebene auch ein Kraft- oder Helfertier sein.
Zeigt sich ein bestimmtest Tier häufig oder immer in ähnlichen Situationen, könnte das ein Hinweis sein. Entweder ist es ein Kraft- oder Helfertier oder es hat eine spezielle Botschaft für dich. Auch wenn bestimmte Teile eines Tieres, wie Knochen, Zähne etc.. immer wieder zu dir finden, kann das ein Zeichen sein.
Ebenfalls können es Träume sein, spontane Eingebungen oder einfach das Wissen darum, ohne dass du erklären können musst, wo dieses Wissen herkommt.
Der einzige wirklich nachhaltige Weg den intensiven Kontakt zu seinem Krafttier oder seinen Krafttieren herzustellen ist die schamanische Reise.
Es kursieren im Internet zahlreiche Tabellen und Ausführungen nach der man sein Krafttier auf rein intellektuellem Wege bestimmten können soll. So nach dem Motto: „Wenn du Hobby xy hast, ist dein Krafttier xyz“. Auch bieten einige Kollegen an, dir dein Krafttier zu finden und es dir einfach zu sagen.
Meiner Meinung nach ist das ganz großer Bullshit!
Ein Krafttier ist eine ganz persönliche Angelegenheit, die dir niemand von Aussen einfach so zeigen kann. Du selbst wirst dich zu ihm begeben und mit ihm in Kontakt treten müssen. Denn es geht ja nicht nur darum es zu finden. Es geht darum, diesen überaus mächtigen Geisthelfer kennenzulernen und mit ihm zu arbeiten.
Kannst du nicht? Du hast keines?
Kannst du wohl! Dein Krafttier ist schon längst da. Wenn du bereit bist hinzuschauen, zeigt es sich dir. Natürlich kannst du nachhelfen, indem du zum Beispiel schamanische Trance-Reisen unternimmst, mit dem klaren Ziel, dein Krafttier zu finden. Und natürlich darfst du dich dabei von einem Schamanen begleiten und anleiten lassen oder ein Seminar dazu besuchen.
Aber den Kontakt an sich wirst du selbst herstellen. Wie auch immer er aussieht.
Manchmal dauert es seine Zeit bis du den Kontakt findest. Nicht selten steht dir dabei dein Verstand im Weg. Auf einem meiner früheren Seminare hatte ich eine Teilnehmerin, die ewig lang ihr Krafttier nicht finden konnte.
Sie hat Eulen gesammelt. Figuren, Stofftiere, Bilder, die Eule war immer schon ihr Lieblingstier und ihr Hobby. Das hat sie uns erzählt. Immer wieder. Aber ihr Krafttier, das hat sie nicht gefunden. Was war passiert? Ihr Verstand hat ihr gesagt, dass ihr Krafttier ja kaum die Eule sein könnte, die würde sie ja immer schon sammeln und da würde ihr der Verstand sicher einen Streich spielen … das Ende vom Lied war ihre Erkenntnis, dass die Eule sehr wohl ihr Krafttier ist! Und dass sie die ganze Zeit über da war.
Eine andere Teilnehmerin hat immer nur Schwarz gesehen, wenn sie auf die Suche gegangen ist. Irgendwie hat es sich immer eng angefühlt und es war immer dunkel. Nichts zu sehen. Wir haben lange gebraucht um herauszufinden, dass sie zu ihrem Krafttier wird und die Welt aus den Augen ihres Tieres sieht. Einer Schlange in einer stockdunklen Höhle …
Andere wieder weigern sich vehement ein bestimmtes Tier als Krafttier anzuerkennen. Super Beispiel ist die Spinne … ganz häufig bei Menschen, die eigentlich Angst vor ihr haben oder sich ekeln. In solchen Fällen ist das Krafttier auch gleich noch eine Lernaufgabe.
Übrigens gibt es die Theorie dass manche Menschen sogar körperliche Ähnlichkeit mit ihrem Krafttier entwickeln. Ähnlich wie sich Herrchen/Frauchen und Haustier zuweilen ähnlich sehen. Ob ich nun nach einer Mischung aus Wolf, Bison und Krähe aussehe, darfst du gerne selbst entscheiden …
Die Bedeutung deines Krafttiers
Hast du es einmal gefunden, kannst du es auch fragen, welche Bedeutung es für dich hat. Ok, ich gebs zu, das ist für Fortgeschrittene. Was du für den Anfang tun kannst ist, eines der am Markt befindlichen Bücher zum Thema zur Hand zu nehmen und nachzuschlagen. Speziell die Bücher von Jeanne Ruland sind sehr zu empfehlen um einen ersten Einblick zu bekommen, welches Krafttier welche grundlegende Bedeutung hat.
Das kann zwar nur sehr allgemein sein, denn die Bedeutung ergibt sich ja immer aus dem Tier UND deiner Interaktion mit dem Tier. Aber einen ersten Anhaltspunkt bekommst du allemal und auf dem kannst du aufbauen.
Deine Beziehung zu deinem Krafttier wächst ohnehin über die Jahre, denn eure Verbindung ist lebenslang und vermutlich nichtmal auf dieses eine Leben beschränkt.
Urban Legends und lustige Märchen
In Schamanenkreisen kursieren ein paar wilde Storys rund um das Krafttier. Eine die hartnäckig immer wieder kommt ist die angebliche Gefahr, auf so einer Krafttierreise „hängen“ zu bleiben.
Es soll irgendwo so einen armen Tropf geben, der versehentlich zu seinem Krafttier wurde und sein Leben fortan als Schaf, Hase oder Maus verbringen musste. Je nachdem, wer die Geschichte gerade erzählt und wie feuchtfröhlich das Publikum schon ist … Seltsamerweise wurde er scheinbar nie zu einem Wolf oder zu einem Drachen, es war immer ein leicht peinliches Tier.
Das ist natürlich ein Märchen. Wie auf jeder anderen schamanischen Reise kannst du auch auf einer Krafttierreise nicht „hängenbleiben“ und du läufst auch nicht Gefahr, nicht wieder zurückzufinden.
Verwirrend kann so eine Suche schon sein, weil du vielleicht ein paar Seiten oder Fähigkeiten an dir kennenlernst, die du bisher nicht auf dem Schirm hattest. Aber dafür hast du danach einen lebenslangen Begleiter in der geistigen Welt der dich niemals im Stich lassen wird.
Wenn du Fragen dazu hast, oder dein Krafttier kennenlernen möchtest, dann schreib mir gerne.
Hier ist ein Video zu dem Thema auf meinem YouTube Kanal: https://youtu.be/NWdg9E9B_8o